Volle Kraft voraus Ãœber 60 Jahre Familiengeschichte
51.87265° nördlicher Breite, 11.09206° östlicher Länge. Hier liegt das Fanggebiet für feinen Fisch: die Produktionsstätte von Feinkost Reich im sachsen-anhaltinischen Harsleben. Ganze 116 Meter über dem Meer. Wie bitte? Ja, über dem Meer. Und tief im Landesinneren. Aber das ist eine lange Familiengeschichte. Lesen Sie selbst …
Feiner Fisch auf Rezept.
Frühjahr 1946. Rudolf Reich glaubt nicht an den Klabautermann. Aber an den Unternehmergeist. Und davon hat er reichlich. Er gründet eine kleine Räucherei und Marinieranstalt für Fischspezialitäten – die „Fischhalle Hildburghausen“. Köstliche Heringsspezialitäten kommen nun nicht mehr nur aus dem Meer. Sie kommen geradewegs aus dem Thüringer Wald. Nur hier gibt es Rudolf Reich und seine wundervollen Original-Rezepte.
Feiner Ort für Fisch und Familie.
Sommer 1955. Rudolf Reich setzt die Segel und steuert den Betrieb von Hildburghausen einen halben Längengrad ostwärts, einen halben Breitengrad nordwärts – nach Erfurt. Mit an Bord ist die ganze Familie. Im neuen Heimathafen gründet er die Feinkostfabrikation Rudolf Reich KG. Aus dem kleinen Unternehmen wird nun eine echte Marke. Das Thüringer Becken wird zum perfekten Ort für feinen Fisch: Thüringer Becken, das klingt ja auch fast schon ein bisschen nach Meeresbucht.
Kleine Fische groß im Geschmack.
Sommer 1965. Rudolf Reich backt keine kleinen Brötchen. Er fängt kleine Fische – und bringt sie ganz groß raus. Bald schon sichern sich Feinschmeckerküchen der ganzen Republik einen Teil des verfeinerten und veredelten Fangs. Wenn ein Fisch von Rudolf Reich in der Zeitung landet, dann nicht eingewickelt als Ware, sondern in Gestalt von Lobeshymnen der Feinkostkritiker.
Von der Hand in den Mund
Herbst 1972. Die Enteignung des Betriebs ändert vieles. Auch für Wolfgang Reich, Sohn des Gründers. Nach abgeschlossenem Studium sollte er den Betrieb übernehmen, die Enteignung durchkreuzt die Familienpläne – fast zwanzig Jahre lang. Was unverändert bleibt, sind die alten Familienrezepte. Genauso wie die Liebe zum Fisch und die sorgsame Fertigung von Hand. Unzählige Feinkostgeschäfte und Interhotels der DDR leben nun von der Hand in den Mund – dank der köstlichen Gabelbissen von Rudolf Reich.
Wende? Können wir auch!
Sommer 1990. Endlich ist es so weit: Wolfgang Reich nimmt nicht nur sein Herz und die Original-Rezepte seines Vaters in die Hand, sondern auch das Ruder. Gemeinsam mit seiner Frau Christel wendet er das Unternehmen auf neuen Erfolgskurs – wieder hin zum Familienbesitz und auf zu einem neuen Hafen: Ditfurt bei Quedlinburg in Sachsen-Anhalt.
Frischer Wind, Stärke 12
Frühjahr 2000. Oliver Reich geht an Bord des Feinkost-Flaggschiffs. Der Enkel bringt das Herzblut, das Wissen und die Original-Rezepte von Rudolf Reich mit, die Erfolgsfamiliengeschichte geht weiter. Das Unternehmen hat inzwischen so viel Fahrt aufgenommen, dass es das Flaggschiff 2008 bis nach Harsleben bei Halberstadt bläst. Hier geht es vor Anker – mit größeren Produktionsräumen. Die bewährte Qualität und Nachhaltigkeit der Fischspezialitäten bekommt nun Brief und Siegel – mit den höchsten Zertifikaten von IFS und MSC.
Auf zu neuen Ufern
Heute. Die Brüder Oliver und Alexander Reich brechen gemeinsam auf zu neuen Ufern. Dort sieht alles noch moderner aus. Jede Verpackung dokumentiert fanggenau, woher der Fisch kommt. Bewährte Rezepte werden neu interpretiert. Und die Originale vom Großvater Rudolf Reich? Die gibt es immer noch. Nicht an der Wand hinter, sondern aufgeölt im Glas – als Spezialitätenklassiker. Was er wohl gesagt hätte, wenn er wüsste, dass wir heute noch seine Rezepte verwenden?